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Bits & Pieces

Edition #244 | 29.08.2025

Meistgehandelt | Märkte und Makro | Podcast | Chiphersteller | Asien-ETFs | Chart der Woche

Dividendenregen fällt nicht gleichmäßig, einige Sektoren nehmen sich das Teilen des Gewinns mehr zu Herzen als andere. Der US-Präsident erinnert derweil an die Herzkönigin aus Alice im Wunderland, die schreit „Ab mit ihrem Kopf“ und ein Notenbank-Mitglied nach dem anderen einen Kopf kürzer macht. Dahinter steckt viel mehr Kalkül, als das Chaos vermuten lässt, und es bringt die wichtigste Prämisse der Notenbank ins Wanken. NVIDIA wächst auch im jüngsten Quartalsbericht weiter, gerät aber zwischen die US-amerikanischen und chinesischen Fronten. Unser Chief Economist Christian W. Röhl lässt sich davon aber nicht stressen, denn er ist im wohlverdienten Urlaub.


Meistgehandelt

Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ Broker zwischen dem 22.08.2025 und 28.08.2025.

Es regnet Dividende

Eine satte Dividendenrendite und immer mal wieder eine Sonderdividende obendrauf: Der Unternehmensentwickler Main Street Capital ist für seine Ausschüttungen bekannt und beliebt. Mindestens einmal pro Monat gibt das Unternehmen einen Teil seiner Gewinne weiter. Und bis zu viermal pro Jahr zahlt es sogar noch eine Sonderdividende, die in der Dividendenrendite von derzeit rund 5 % noch nicht einmal einkalkuliert ist.

Das Kerngeschäft von Main Street Capital ist, kleinen und mittelständischen Unternehmen Kapital zur Verfügung zu stellen. Und das läuft offenbar gut. Im zweiten Quartal konnte der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 20 % auf 122,5 Mio. $ gesteigert werden. Die jüngste Rede von Jerome Powell in Jackson Hole scheint dem Unternehmen ebenfalls in die Karten gespielt zu haben: Sinkende Leitzinsen bedeuten in der Regel mehr Investitionen. Und wo investiert wird, wird Geld benötigt. Eine Lücke, die Main Street Capital gerne füllt – teilweise auch mit Fremdkapital. Erst kürzlich hat man eine eigene Anleihe auf den Markt geworfen, für die das Unternehmen jährlich 5,4 % Verzinsung verspricht – ein vergleichsweise hoher Zinssatz mit überschaubarem Risiko. Die Kreditratingagentur Fitch gibt Main Street Capital insgesamt ein stabiles BBB–.

Was gibt es sonst Neues bei Main Street Capital? Der Unternehmensentwickler ist nun auch an der neuen vollelektronischen Börse NYSE Texas gelistet – behält die Hauptnotierung an der New York Stock Exchange (NYSE) aber bei. Das in Texas ansässige Unternehmen möchte damit nicht nur seine regionalen Wurzeln stärken, sondern erhofft sich auch zusätzliches Handelsvolumen an der Börse in Dallas sowie neue Kunden am wirtschaftsstarken Standort im Süden der USA.


Märkte & Makro

Einen Kopf kürzer

Der US-Präsident gilt als der mächtigste Mensch der Welt. Die Kontrolle über die Geldpolitik der USA hat er trotzdem nicht. Donald Trump ist nun drauf und dran, die Unabhängigkeit der US-Notenbank (Fed) zu Grabe zu tragen. Am Montag hat er Lisa Cook aus dem siebenköpfigen Verwaltungsrat der US-Notenbank geworfen, dem sogenannten Fed-Board. Sein Vorwurf: Cook habe falsche Angaben gemacht, um sich persönlich zu bereichern. Die Beschuldigte widerspricht und hat angekündigt, rechtlich gegen die Entscheidung vorzugehen.

Warum ist dieser Posten so wichtig? Trump will niedrige Zinsen, denn das kurbelt die Wirtschaft an. Er will der Präsident sein, der ein Wirtschaftswunder vollbringt. Dazu braucht er aber Leitzinssenkungen und damit das Wohlwollen der Fed. Mit Cooks Entlassung könnte Trump die Mehrheitsverhältnisse in dem wichtigen Fed-Gremium zu seinen Gunsten ändern. Anfang August war bereits ein anderes Fed-Board-Mitglied zurückgetreten. Sollte Trump es nun schaffen, auch den zweiten leeren Stuhl mit einem Vertrauten zu besetzen, hätte sein Wunsch nach niedrigeren Zinsen wohl eine Mehrheit im Verwaltungsrat.

Wer steht Trump noch im Weg? Die Gerichte werden entscheiden müssen, ob Cooks Entlassung rechtmäßig war. Letztlich dürfte die Frage vor dem US-Verfassungsgericht landen, in dem die Mehrheit der Richterinnen und Richter derzeit als Trump-freundlich gilt.

Wie geht es weiter? Von der Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) im September erwarten die Märkte eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Fed-Präsident und Trump-Widersacher Jerome Powell hat das in seiner Rede auf der Notenbanktagung in Jackson Hole vergangene Woche bereits in Aussicht gestellt. Sollten die am heutigen Freitagnachmittag veröffentlichten aktuellen Inflationsdaten allerdings heißer ausfallen als erwartet, könnte der Zinsschritt erneut verschoben werden.

Und wie steht es um Deutschland? Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich laut ifo-Geschäftsklimaindex den sechsten Monat in Folge leicht verbessert, liegt mit 89 Punkten jedoch weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist in Q2 im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 % geschrumpft – stärker als zunächst geschätzt. Damit wurde das überraschend starke Wachstum von 0,3 % im ersten Quartal 2025 wieder vollständig abgegeben.


Podcast

Was passiert wirklich auf dem Börsen-Marktplatz und welche Rolle spielen „Market Maker“ dabei?

In dieser Folge der Asset Class taucht Christian W. Röhl gemeinsam mit Dennis Bär, Vice President Trading Venues bei ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½, in die Handelsmechanismen ein und nimmt die oft unsichtbare Akteurinnen und Akteure der Börse unter die Lupe. Unter anderem wird es auch Antworten auf folgende Fragen geben:

  • Was machen Market Maker eigentlich genau?
  • Wie beeinflussen sie Kurse an Handelsplätzen wie der European Investor Exchange, der New York Stock Exchange oder der Deutsche Börse Xetra?
  • Warum sind sie für einen funktionierenden Aktienhandel so wichtig?

Hier geht's zum Video auf oder zur Podcast-Version auf , und überall, wo es Podcasts gibt.


Chiphersteller

Vom Regen in die Traufe

Am Donnerstag hat NVIDIA, das wertvollste Unternehmen der Welt, seine Zahlen für das Q2 veröffentlicht – und nicht enttäuscht. Der Umsatz zog mit rund 47 Mrd. $ um 56 % im Vergleich zum Vorjahresquartal an, der Gewinn stieg um fast 60 % auf 26 Mrd. $ an. Stabile Zahlen, die bei der Bewertung aber auch sein müssen.

Der KI-Boom, der NVIDIA den Weg zur Spitze frei machte, kühlt nicht ab, sondern wird nur heißer – obwohl es zwischenzeitlich haarig aussah. Die US-Regierung hatte dem Chiphersteller im Rahmen des Handelskonflikts den Export seiner Hochleistungs-Chips nach China untersagt. Eine eigens für den chinesischen Markt entwickelte Lösung, der H20-Chip, sollte Abhilfe schaffen, doch auch hier legte Washington im April zunächst sein Veto ein – um es im Juli wieder aufzuheben. Die Bedingung: NVIDIA muss für bestimmte Chips 15 % des chinesischen Umsatzes an US-Regierungskassen abtreten.

Und obwohl der Bedingung zugestimmt wurde, ist der Absatz in China noch nicht gesichert. Die Volksrepublik hat die UNO-Reverse-Karte gespielt und nun ihrerseits ansässigen Unternehmen die Anweisung erteilt, keine H20-Chips zu kaufen. Es wird befürchtet, dass die Chips „Hintertüren“ enthalten könnten, die den USA Zugriff auf chinesische Daten ermöglichen. NVIDIA versichert, dass dem nicht so sei, doch das Kalkül geht zumindest auf: Der Chiphersteller hatte Zulieferern wie Hon Hai Precision (Foxconn) oder Samsung mitgeteilt, die Produktion von Komponenten für die H20-Chips zu stoppen. Diese Situation erinnert an das Vorgehen der US-Regierung mit Huawei. NVIDIA ist zwar das wertvollste Unternehmen der Welt, aber trotz alledem der Willkür mächtiger Staaten ausgeliefert.


Chart der Woche

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Globale Verteilung der Dividendenausschüttungen im Q2 2025

Chart-der-Woche

Quelle: FactSet, Vanguard. Daten vom 30. Juni 2025, basierend auf den Bestandteilen des FTSE All-World Index. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Erträge.

Kurse fallen und steigen – ausgezahlte Dividenden bleiben. Ganz nach dieser Prämisse suchen viele Investorinnen und Investoren einen Ruhepol für ihr Geld und finden ihn in Unternehmen, die ihre Gewinne mit ihren Aktionärinnen und Aktionären teilen. Solche Unternehmen signalisieren finanzielle Stabilität und effizientes Kapitalmanagement, was sicherheitsorientierte Anlegende lockt. Die Investmentgesellschaft Vanguard hat aus ihren Daten eine Übersicht zu den global dividendenstärksten Wirtschaftssektoren im zweiten Quartal 2025 erstellt – und diese mit Bits & Pieces geteilt.

Die Grafik zeigt deutlich: Der Finanzsektor ist das Zugpferd der Dividendenzahler und ein Grund, weshalb Finanzwerte in Dividenden-ETFs oft vertreten sind. Steigen die Zinsen, können Finanzunternehmen wegen höherer Gewinne auch höhere Dividenden auszahlen, so die Theorie und oft die Praxis. Die Deutsche Bank kündigte für das abgelaufene Jahr 2024 eine Dividendenerhöhung um 50 % gegenüber dem Vorjahr an.

Für den Industriesektor sind die hohen Dividenden typisch, da er von reifen und cashflowsicheren Unternehmen geprägt ist, die einen geringen Investitionsbedarf haben und wertvolles Investorenvertrauen genießen. Beispielsweise zählen thyssenkrupp oder BASF mit durchschnittlichen Ausschüttungen zwischen 3-5 % dazu.

Den drittstärksten Sektor der Dividendenzahler bilden die zyklischen Konsumgüter mit Unternehmen wie der Baumarktkette Home Depot, dem Autobauer Volkswagen oder dem Luxusgüter-Giganten LVMH, die allesamt für ihre stabilen Dividendenrenditen von 2-6 % bekannt sind.


Asien-ETFs

Über den chinesischen Tellerrand hinaus

Eine Handvoll mächtiger Familienkonglomerate (auch Chaebols genannt) bildet das Rückgrat der südkoreanischen Volkswirtschaft. Der größte dieser Chaebols ist der Samsung-Konzern mit seinen Tochterunternehmen Samsung Electronics, Samsung Biologics und vielen mehr. Auch der Automobilhersteller Hyundai Motor und der Halbleiterproduzent SK Hynix sind in der Hand dieser hierarchisch autoritär geprägten Familien. In ETFs wie dem iShares MSCI Korea machen diese Chaebols fast die Hälfte der Gewichtung aus. Diese hohe Konzentration kann Risiko und Chance zugleich sein.

Viele koreanische Unternehmen werden aufgrund ihrer komplexen Unternehmensstrukturen sehr niedrig bewertet. Das Stichwort ist der „Korean-Discount“. Anlegende kaufen Aktien eines Chipfertigers und haben auf einmal noch die Versicherungs- oder die Stahltochter im Depot. Die Regierung Südkoreas hat dieses Problem erkannt und das sogenannte „Value-Up-Programm“ initiiert. Mit Steueranreizen sollen die verschachtelten Unternehmen transparenter werden und die Aktionärsrenditen, beispielsweise durch Dividenden, steigen. Ob die koreanischen Clans mitspielen, bleibt unklar. Das Programm ist freiwillig. Weitere Risikofaktoren: die anhaltenden geopolitischen Spannungen mit dem nördlichen Nachbarn und die hohe koreanische Exportabhängigkeit. Handelskonflikte und starke Konkurrenz aus China beeinträchtigten zuletzt das Wirtschaftswachstum.

Aber warum nur auf Südkorea setzen? Sie können Ihr Risiko auch auf mehrere aufstrebende Wirtschaftsmächte aufteilen. Der Amundi MSCI Emerging Ex China ETF enthält beispielsweise Unternehmen aus Taiwan, Indien und Brasilien, aber auch die zuvor erwähnten südkoreanischen Big Player. Das Schwellenländer-Schwergewicht China muss hingegen draußen bleiben. Mit laufenden Kosten von 0,15 % pro Jahr ist dieser breit streuende ETF vergleichsweise günstig.

Deutlich höheres Risiko gibt es beim Xtrackers FTSE Vietnam Swap UCITS ETF 1C. Die Investitionsthese für Vietnam: eine Hochrisiko- und Hochwachstumswette auf eine Nation in den frühen Phasen einer rasanten Industrialisierung. Das Land hat, verglichen mit anderen asiatischen Schwellenländern, eine junge Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter von unter 35 Jahren. Zusammen mit dem Tourismussektor hat die arbeitswillige und konsumfreudige Bevölkerung das Bruttoinlandsprodukt Vietnams im ersten Halbjahr 2025 um 7,5 % wachsen lassen. Das Land profitiert auch vom Trend der globalen Produktionsverlagerung. Viele Unternehmen verfolgen eine „China-Plus-One“-Strategie, in der es darum geht, die Lieferketten zu diversifizieren. Apple, Samsung und Volkswagen haben Teile ihrer Produktion nach Vietnam verlagert und bauen sie dort stetig aus.

Quellen: ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ and dpa-AFX

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