Bits & Pieces
Edition #243 | 22.08.2025
Meistgehandelt | Märkte und Makro | Podcast | Christian W. Röhl | Chart der Woche | Erneuerbare Energien | China-ETFs
Heute brauchen Sie kein Kino, kein Netflix, nicht mal ein Buch. Die heutige Ausgabe unseres Newsletters liefert schon genug Drama, mit standhaften Helden im stürmischen Tech-Abverkauf und einer illustren Zusammenkunft im Wilden Westen, bei der es um nichts Geringeres geht als eine neue geldpolitische Ära. Außerdem: Kannibalen, die ihre eigenen Aktien fressen.
Verkauft
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ Broker zwischen dem 15.08.2025 und 21.08.2025.
House of Chips
Der Tech-Konzern Intel braucht Geld – und könnte es womöglich von der US-Regierung bekommen. Zuvor hatte Donald Trump noch den Rücktritt des Intel-Chefs gefordert. Jetzt steht eine Staatsbeteiligung von 10 % zur Debatte. Im Gegenzug würde Intel seine US-Produktion ausweiten. Chips sollen nicht mehr „aus Taiwan kommen, sondern sie sollen hier gemacht werden“, sagte US-Handelsminister Howard Lutnick in einem CNBC-Interview. Damit wären die USA der größte Anteilseigner am ehemaligen Chip-Marktführer.
Um dies zu ermöglichen, sollen staatliche Zuschüsse aus dem Chips Act in Eigenkapital umgewandelt werden. Es geht um rund 11 Mrd. $, die der Halbleiter-Hersteller erhalten soll. Die Märkte reagierten nervös auf diese Entwicklung, denn die US-Regierung erwägt, diese Taktik auch bei anderen zugesicherten Staatshilfen im Rahmen des Chips Acts anzuwenden. Sollte es so kommen, wären auch Branchenriesen wie das US-amerikanische Chip-Unternehmen Micron, der südkoreanische Konzern Samsung und der taiwanische Chiphersteller TSMC betroffen. Viele ausländische Konzerne dürften jedoch kaum bereit sein, Unternehmensanteile an die USA abzugeben. Das würde aber einen Wettbewerbsnachteil für all jene bedeuten, die die Finanzspritze ablehnen. Verzwickt.
Freilich könnte Intel auch weiter über Kapitalerhöhungen Geld einsammeln: So hatte sich zuletzt der japanische Technologie-Konzern Softbank Intel-Aktien im Wert von 2 Mrd. $ gesichert. Derartige Finanzspritzen hat der kriselnde Chipkonzern bitter nötig. Intel hat den Anschluss an den KI-Boom sowie im Geschäft mit Grafikprozessoren (GPUs) verpasst und das Spielfeld Playern wie NVIDIA überlassen – und auch im CPU-Kerngeschäft verliert das Unternehmen Marktanteile an Konkurrenten wie AMD. In den letzten fünf Jahren halbierte sich der Kurs der Aktie.
Im März übernahm Lip-Bu Tan den Chefposten bei Intel und löste damit Patrick Gelsinger ab, der im vergangenen Jahr ein radikales Sparprogramm initiierte, wobei 15.000 Stellen und damit rund 15 % der Belegschaft wegfallen sollen. Den Sparmaßnahmen fiel auch die geplante Chip-Fabrik bei Magdeburg zum Opfer. Lip-Bu Tan steht nun vor der Mammutaufgabe, Intel wieder auf Kurs zu bringen.
Wild Wild Fed
Jackson Hole, im Herzen der Rocky Mountains, klingt wie ein Ort aus einem Westernfilm. Doch hier treffen sich die wichtigsten Währungshüter der Welt auf dem jährlichen Symposium der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Die jedes Mal mit Spannung erwartete Rede des Fed-Chefs hat das Potenzial, die Finanzmärkte aufzumischen. Erwartet wird, dass Jerome Powell am heutigen Freitag einen Ausblick auf den weiteren Zinskurs der Fed offenbart.
Die endgültige Entscheidung, ob und wie stark die US-Leitzinsen auf der nächsten Fed-Sitzung im September gesenkt werden, steht aber noch aus. Die Hinweise auf den Zinsentscheid werden sich erst nach Veröffentlichung der Arbeitsmarkt- und Inflationszahlen Anfang September verdichten. Laut dem CME-FedWatch-Tool rechnet der Markt derzeit zu 73 % mit einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf die Spanne von 4 bis 4,25 %. Rund 27 % rehnen sogar mit 0,5 Prozentpunkten, was bullisch für die Aktienmärkte wäre.
Und wie sieht es hierzulande aus? DB-Chef Richard Lutz muss die Bahn frei machen: Er wurde von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder vorzeitig entlassen. Milliardenschwere Investitionen sollen zwar den Ausbau und die Sanierung der Schiene beschleunigen, doch die Baustellen trugen auch dazu bei, dass die Pünktlichkeit im Fernverkehr von rund 80 % in 2017 auf 63 % im vergangenen Jahr zurückging. Aktuelles Beispiel: die wegen Bauarbeiten voraussichtlich für neun Monate vollständig gesperrte Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Lutz wird den Posten weiterhin ausüben, bis eine Nachfolge gefunden wird.
Während an den Schienen geschuftet wird, herrscht woanders Stau am Bau: Die Bundesregierung wollte 400.000 neue Wohnungen pro Jahr bauen, hat im ersten Halbjahr 2025 aber lediglich 110.000 Baugenehmigungen erteilt. Damit bewegt sich das aktuelle Jahr auf dem Niveau von 2024 – welches mit insgesamt rund 216.000 Genehmigungen das schlechteste Baujahr seit 2010 darstellte.
Sind Small-Cap-ETFs überhaupt noch sinnvoll? Gibt es eine EU-Alternative zum berühmten Schwab US Dividend ETF? Was sind die Vor- und Nachteile von Momentum-ETFs? In dieser Q&A-Folge der Asset Class beantwortet Christian W. Röhl Ihre brennendsten Fragen rund um ETFs.
Haben auch Sie Fragen an Christian? Dann schicken Sie uns diese an unseren oder direkt an .
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To buy or not to buy back
Rund 350 Mrd. $ werden Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta und Oracle dieses Jahr in KI-Infrastruktur stecken. Abgesehen von Chips und Rechenzentren halten sich US-Firmen bei Investitionen dagegen eher zurück – nicht zuletzt wegen der handelspolitischen und regulatorischen Unsicherheiten. Lieber kauft man eigene Aktien: Bislang haben die im S&P 500 enthaltenen Unternehmen 2025 bereits „Buybacks“ über 983 Mrd. $ angekündigt; bis zum Jahresultimo dürfte ein neuer Rekord von mehr als 1,1 Bio. $ erreicht werden.
Aus Aktionärssicht ist das auf den ersten Blick erfreulich. Die Rückkäufe treiben oder stützen die Kurse an der Börse. Dazu verteilen sich Vermögen und Gewinne der Unternehmen auf weniger ausstehende Anteile, was den inneren Wert je Aktie erhöht – also quasi eine indirekte Ausschüttung, die abseits der noch von Joe Biden eingeführten einprozentigen „Buyback Tax“ keine Steuerpflicht auslöst.
Doch während Aktienrückkäufe früher primär getätigt wurden, wenn Manager ihre Aktie für unterbewertet hielten (worüber man ebenfalls trefflich streiten kann), regiert heute in den USA vielfach das Gießkannenprinzip: Gekauft wird immer und zu jedem Preis, denn langfristig steigen Aktien ja sowieso. Doch der positive Erwartungswert gilt eben nur für den von relativ wenigen Highflyern getragenen Gesamtmarkt, wohingegen die Mehrheit der Börsenfirmen über die Zeit eher Vermögen vernichtet.
Und selbst bei Top-Firmen zahlen die „Buybacks“ natürlich nur auf die Aktionärsrendite ein, wenn die erworbenen Aktien auch eingezogen werden. Bei vielen Tech-Firmen findet hingegen nur eine Umverteilung statt: Was an der Börse mit dem Geld aller Aktionärinnen und Aktionäre gekauft wurde, wird anschließend als „aktienbasierte Vergütung“ an Management und Mitarbeiterschaft ausgereicht. So hat die Online-Werbeplattform The Trade Desk 2023 und 2024 fast 900 Mio. $ für Aktienrückkäufe ausgegeben, während die Anzahl der ausstehenden Aktien sich sogar noch leicht erhöht hat.
Aktienkannibalen
Ausstehende Aktien von Apple, Microsoft und Amazon in %

Quelle: GuruFocus, Stand: August 2025, Werte indexiert mit dem Startdatum 31.12.2005
„Pay attention to the cannibals“, riet einst Charlie Munger, der 2024 verstorbene kongeniale Partner von Investment-Ikone Warren Buffett. Dahinter steckt die Wertschätzung für Unternehmen, die systematisch eigene Aktien zurückkaufen und sich sukzessive selbst aufessen. Prominentester „Kannibale“ ist ausgerechnet die größte Position im Investment-Portfolio von Berkshire Hathaway: Apple hat seit 2012 in Summe 780 Mrd. $ in „Buybacks“ gesteckt und die Zahl ausstehenden Aktien auf diese Weise kontinuierlich um insgesamt 44 % reduziert. Deshalb hat sich das Ergebnis je Aktie in dieser Zeit verfünffacht, während der Nettogewinn des iPhone-Herstellers in absoluten Zahlen heute nur knapp dreimal so hoch ist wie 2013.
Bei Microsoft hat sich das Rückkauf-Tempo dagegen verlangsamt, seit der Software-Riese große Teile seines Cashflows in KI-Infrastruktur investiert. Bei Amazon sind die Investitionen traditionell hoch – weshalb das Unternehmen abgesehen von 6 Mrd. $ in 2022 nie signifikant Aktien zurückgekauft hat. Wegen aktienbasierter Vergütungen ist die Aktienzahl sogar gestiegen.
Gegen den Wind
An der Wall Street ging es diese Woche nach unten. Insbesondere die Kurse von Big Tech standen unter Druck. Während Giganten wie Microsoft, Apple und Meta korrigierten, ging für eine andere Branche die Sonne auf: Windturbinenbauer wie die dänische Vestas und Solarmodulhersteller wie die US-amerikanische First Solar stemmten sich gegen den Trend.
Der Grund: Die US-Regierung legte am Montag offen, dass es weiterhin Steuererleichterungen für regenerative Energien geben wird. Die Bedingung: Für Solar- und Windparks, die erst ab 2028 Strom produzieren, müssen spätestens im Juli 2026 die Bauarbeiten beginnen. Das dürfte dazu führen, dass viele Projekte früher als geplant in Angriff genommen werden und bald ein frischer Wind durch die Orderbücher bei Vestas und Co. weht.
Die Analyseabteilung der Investmentbank Jefferies schwärmte vom „nahezu bestmöglichen Ergebnis“ für die Branche, ein Kollege von JPMorgan geht davon aus, dass Vestas sich aufgrund seiner starken Marktposition signifikant besser entwickeln werde als die Gesamtbranche.
Diesen Rückenwind kann der umsatzstärkste Turbinenhersteller der Welt gut gebrauchen: Im ersten Halbjahr 2025 hat das Unternehmen Aufträge im Wert von 6,1 Mrd. € erhalten. Das waren ungefähr 7 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Gesamtwert der georderten Windturbinen lag zum Halbjahreswechsel bei 31,4 Mrd. € und damit leicht unter dem Wert von Ende Dezember 2024. Insbesondere in Nord- und Südamerika schwächelten die Bestellungen. Jetzt könnte sich der Wind für Vestas gedreht haben.
Den Drachen reiten
Fünf Jahre lang ging zwischen Neu-Delhi und Peking nichts mehr. Zunächst hatte der Beginn der Corona-Pandemie dazu geführt, dass der Flugverkehr zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Welt eingestellt wurde. Grenzstreitigkeiten und der Kampf um die wirtschaftliche Vormacht in der Region sorgten dafür, dass er nicht mehr aufgenommen wurde – bis jetzt. Seit Kurzem nähern sich die regionalen Rivalen einander an. Bald sollen sogar die Flieger wieder abheben. Ein Grund für die Annäherung sitzt im Weißen Haus.
Das mit 50 % Importzöllen belegte Indien sucht händeringend nach Handelspartnern, mit denen es sich aus der US-Abhängigkeit befreien kann. Auch die lateinamerikanische Regionalmacht Brasilien orientiert sich wegen hoher US-Strafzölle stärker in Richtung Peking. Die Zollpolitik des US-Präsidenten hat Chinas weltpolitische Rolle gestärkt. Zusätzlich hat die Volksrepublik weiterhin Zugriff auf günstige Energie aus Russland. Und im Handelsstreit mit den USA selbst muss man derzeit mit 35 % weniger auf Exporte in die USA draufzahlen als viele andere Länder.
Mit ETFs, die den CSI 300 abbilden, setzen Sie auf den Aufstieg des Drachen. Der chinesische Leitindex umfasst die Aktien der 300 nach Marktkapitalisierung größten an den Festlandsbörsen Shanghai und Shenzhen notierten Unternehmen. Die dort gehandelten A-Aktien direkt zu halten, ist teilweise noch immer mit Hürden verbunden. In den vergangenen Jahren haben sich auch deshalb synthetisch replizierende ETFs besser entwickelt als ihre physischen Pendants. Leichter handelbar sind die sogenannten H-Aktien, die in Hongkong gelistet werden. Der iShares China Large Cap bildet die 50 nach Börsenwert größten chinesischen Offshore-Unternehmen ab. Wer exklusiv in Chinas Tech-Branche investieren möchte, kann das beispielsweise mit dem Amundi MSCI China Tech tun.
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Quellen: ºÚ°µ±¬ÁϹٷ½ and dpa-AFX